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Lunch Break⎮Elisa Breyer und Janka Zöller

Dienstag, 25. April 2023, 12–15 Uhr

ARTIST STATEMENT VON ELISA BREYER
"Ich sehe meine Aufgabe als Künstlerin nicht nur darin, die Zeit, in der wir leben, abzubilden, sondern sie auch zu hinterfragen und zu reflektieren. Meine größte Inspiration ist für mich der Einblick in den gestalteten Lebensraum Anderer. Einfache Dinge wie goldene Armbänder am Handgelenk, ein Griff zu einem Wasserglas, ein Satz über ein bestimmtes Thema oder in Worte gefasste poetische Gedanken. Ich habe eine voyeuristische Ader. Ich bin neugierig auf alles, was Identität stiften kann, zum Beispiel auf Mimik und Gestik. Ich sehe mich als neutrale Beobachterin, die das scheinbar Banale einfängt. Oft ertappe ich mich dabei, wie ich nach dem Porträt jenseits des Individuums suche. Ein Raum kann so viel erzählen, selbst wenn die Person nicht anwesend ist. Eine Leseliste, Notizen, die jemand geschrieben hat, oder was in einem
Restaurant von der Speisekarte gewählt wird. Ich interessiere mich für die Gesamtwirkung einer Person, nicht auf kapitalistische Art und Weise. Es geht um etwas Ganzheitliches, das auch das Denken und die Vorstellungskraft einschließt. Und die Geschichte, die sich dahinter verbirgt. Ich spreche viel über Dinge, die oberflächlich erscheinen, aber das sind sie nicht. Die Art und Weise, wie man sich kleidet, kann viel über einen selbst und sein Umfeld aussagen, und auch die Worte, die man in seiner Sprache verwendet. Gegenständlich und figürlich in Öl zu malen bedeutet für mich, Momente aus dem Alltag, an denen mein Blick hängen bleibt und die mich ansprechen, aufzugreifen, zu untersuchen, festzuhalten und durch lange Ausarbeitung auf eine höhere Schwelle zu heben. Was für andere Augen wie ein unbedeutendes Fragment erscheinen mag, wird für den Betrachter durch den künstlerischen Übersetzungsprozess zu etwas Besonderem. Auch wenn ich abbildend male, male ich nicht, was ich sehe, sondern was ich fühle."


TEXT VON KIRSTEN EGGERS ÜBER DIE MALEREI VON JANKA ZÖLLER
Janka Zöllers Malereien zeigen alltägliche Szenen von Menschen bisweilen inklusive ihrer selbst. Allzu vertraute Motive von Freunden und Freundinnen im Urlaub, dem Glas Wein an lauen Abenden, am Strand oder Pool im Liegestuhl, beim Gespräch, Sonnenbaden, Spazierengehen oder Faulenzen.
Zum Teil sind die Szenen sehr intim, sei es auf Grund der Interaktion der Menschen miteinander oder weil bestimmte Körperausschnitte aus nächster Nähe gezeigt und Winkel gewählt werden, die eigentlich nur ein:e Liebhaber:in oder Freundin einnehmen kann. Doch der Blick ist kein voyeuristischer.
Die Szenen wirken auf den ersten Blick sehr beiläufig - wie ein spontaner Schnappschuss mit dem Fotoapparat oder Handy. Das Handy selbst taucht mal implizit oder explizit im Bild auf: Es lugt aus Taschen hervor, wird in der Hand gehalten oder wirft Schatten beim vermeintlichen Selfie der Protagonist:innen. Das Inszenieren des Zufälligen, des Spontanen und Beiläufigen kennen wir aus Selfies von Instagram oder anderen neuen, digitalen Medien und Plattformen. Es führt zum Schaffen eines neuen, kollektiven digitalen Bilderkanons, dem man folgt - ob mit Absicht oder unbewusst - besonders bei der eigenen Selbstinszenierung. Wir schaffen damit täglich eine eigene neue Bildwirklichkeit. Zöller lenkt also in Ihrer Malerei den Blick auf das fotografisches Konstrukt. Sie stellt in den Fokus wie inszeniert meist unsere alltägliche Welt ist und schafft eine malerische Wiedergabe unserer digitalen Bildwelt. Es wirkt im Ansatz wie Genremalerei, jedoch absolut zeitgemäß übersetzt ins 21. Jahrhundert und seinen durch social media geprägten Bilderkanon. Das Flüchtige in Öl auf Holz oder Leinwand erscheint dabei als kluger (vermeintlicher) Widerspruch zwischen Motiv und gewählter Technik. Das erzeugt Spannung und motiviert den Betrachter sich selbst beim Schauen zuzuschauen bzw. ihn darüber zum Nachdenken anzuregen. Sie geht also der Frage der Repräsentation von Wirklichkeit nach und forscht in ihrer Malerei und ihren Sujets gesellschaftlichen Prozessen der Produktion wie des Konsums von Bildern nach. Gleichzeitig gelingt es Zöller aber, dem dem Kunstwerk seine „Aura“ zu bewahren, deren Verlust Walter Benjamin ja beklagte oder zumindest in Gefahr sah in „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ durch neue Medien wie die Fotografie.

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