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“Für mich ist es immer Figuration, nicht nur in meinen Arbeiten.”
Tamara K.E.
LAUFZEIT DER AUSSTELLUNG: 07. September - 30. Oktober 2024
Mit ouch zeigt die behncke gallery eine Einzelausstellung der international erfolgreichen Künstlerin Tamara K.E. in München mit drei Werkserien von 2014-2024.
Tamara K.E. ist vor allem mit ihren radikalen, gesellschaftskritischen Gemälden bekannt geworden. Später kombinierte sie traditionelle Ölfarbe oftmals mit gedruckten, mit Photoshop bearbeiteten Bildern und ersetzte später die Leinwand durch transparenten Diafilm. Das Experimentieren mit den visuellen Charakteristika und dem erweiterten Spielraum der neuen Technologien bot ihr die Möglichkeit, ihre individuelle Bildsprache und die formalen Bedingungen ihrer Werke kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Die Faszination und die Anziehungskraft, die von Tamara K.E.s Arbeiten ausgeht, lässt sich nicht einfach erklären. Obwohl sie mit den Motiven unser kulturelles Gedächtnis triggern will, sind sie keine recycelten Bilder, sondern zufällige, intuitive Funde, hinter denen keine bestimmte Intention oder generell eine Ideologie steckt. Und auch wenn ihr Werk naturgemäß aus dem Persönlichen entsteht, aus aktuellen Beobachtungen, sich ständig ändernden Schlussfolgerungen und emotionalen und psychologischen Spannungen, liegt darin nicht die Absicht, persönliche Erfahrungen und Meinungen zu teilen. Sie etabliert eher frei fließende Systeme von Codes, Signifikanten und Energiefeldern, die den Blick in eine noch ungewisse Zukunft richten und lenken. Es geht um den Übergang in diese unbekannte Zukunft, um den Prozess, dorthin zu gelangen, der uns Zeit gibt, zu überdenken, was war und was ist. Um, wie sie selbst sagt, „dem Ganzen, das an sich ‚blurry‘ und ‚random‘ ist, einen Sinn zu geben“.
Im Mittelpunkt der Münchner Ausstellung stehen Tamara K.E.s neueste Arbeiten, großformatige Kohlezeichnungen auf rauem Papier aus der Serie Remnants of the Glaring Day, die seit 2022 entstanden sind und in denen sie sich im Umgang mit Material und Technik wieder einmal neu erfindet. Das beweist auch die Gegenüberstellung mit Arbeiten aus älteren Reihen. Somit können die Besucher*innen die künstlerischen Etappen über ein Jahrzehnt hinweg mitverfolgen. Etwa an ausgewählten Exemplaren aus der Serie Farewelling Junkyard, für die K.E. seit 2014 Diafilm, der in der Fotografie im Gegensatz zum Negativfilm die Farben in ihrer ursprünglichen Ansicht zeigt, digital mit am Computer generierten Bildwelten bedruckte. Einige der sogenannten Filmscreen-Arbeiten gehören noch zu der Serie Revisting Fear, die die Künstlerin seit Mitte der 2010er Jahre schuf und die sich nicht vorrangig auf ein Material beschränkt, sondern auch klassische Leinwand und Papier als Untergrund benutzt. Vor Ort sind aus dieser Serie neun kleinformatige Papierarbeiten aus den Jahren 2014 und 2015 – als Fries und als Einzelarbeit gehängt – auf der oberen Galerie zu sehen.
Die Idee, mit Kohle zu zeichnen, hatte Tamara K.E. schon im Jahr 2006 als sie in Nordrhein-Westfalen um stillgelegte Kohlegruben wanderte, aber es sollten noch weitere 16 Jahre vergehen, bis sie die geeigneten Themen fand. Es begann mit kleinen Bleistiftzeichnungen, für die Serie End of the Fringe. Die hier dargestellten Charaktere, meist Frauen und Mädchen und zahlreiche Tierfiguren sollten im Gegensatz zur realistischen Figuration stehen, derer sich K.E. häufig bedient. Also verlieh ihnen die Künstlerin einen Hauch der Protagonist*innen aus japanischen Manga-Comics und Anime-Trickfilmen, die ebenfalls vorwiegend in schwarz-weiß produziert werden. Damit die Darstellungen aus den kleinen Bleistiftzeichnungen ihre Sensibilität verlieren und zu einem starken Statement werden, kam nun die so lange wartende Kohle ins Spiel. K.E. übertrug die Szenen mit Kohlestift auf großformatiges Papier, was ihnen eine noch seltsamere Ausstrahlung und größere Dramatik verlieh, und nannte die neue Serie Remnants of the Glaring Day (Überbleibsel eines grellen Tages).
Tamara K.E. gab der Münchner Ausstellung den Titel ouch, was auf Englisch und Deutsch gleich lautet, im Deutschen aber Autsch geschrieben wird. Dieser spontane Ausruf gibt ein unmittelbares emotionales oder körperliches Empfinden wieder. Er ist eine instinktive Reaktion auf einen Schmerz oder ein plötzliches Unbehagen. Aber die Art und Weise, wie er ausgerufen wird, lenkt auch die Aufmerksamkeit von dem Ereignis ab und schafft eine gewisse Distanz zu ihm: Kein großes Drama, die Sache ist passiert und der Reflex kommt automatisch. Dennoch wird suggeriert, dass das Ereignis nur von kurzer Dauer sein könnte.
Ob der Eindruck der Ausstellung von kurzer Dauer ist oder aber länger nachwirkt, muss jede*r Besucher*in selbst herausfinden.
Uta Grosenick, Berlin
Tamara K.E studierte von 1995–1997 an der Akademie der Bildenden Künste in München und anschließend an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin bei Alfonso Hüppi, wo sie 2004 ihr Studium abschloss.
K.E. hat Georgien 2003 auf der 50. Biennale von Venedig repräsentiert und wurde im gleichen Jahr zur 1. Prague Biennale eingeladen.
K.E. wurde 1999 mit dem Kunstpreis der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken geehrt und im Jahr 2000 mit dem UBS Art Award for Young Art ausgezeichnet.
K.E. hat ihre Arbeiten auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt.
K.E.s Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, darunter: UBS Art Collection; Sammlung Deutsche Bank, Daimler Contemporary Art Collection, Sammlung Von Der Heydt-Museum, SAFN Collection (Reykjavík), Sammlung Susanne Porsche (München), Edward and Phyllis Kwalwasser Art Collection (New York City), Sammlung Philara (Düsseldorf) vertreten.
Zu K.E.s Werk sind zwei Monografien erschienen: none of us and somewhere else, Heidelberg 2007 und fading song in the wide open, Berlin 2018. Außerdem ist eine Auswahl ihrer Arbeiten in 100 Painters of Tomorrow, London 2014, enthalten.
Installation Views by Julia Milberger
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